Gefahren an Fliessgewässern
Art des Wasserflusses
Ein Fliessgewässer ist dadurch gekennzeichnet, dass sich das Wasser in ständiger Vorwärtsbewegung befindet. Die Wassermasse ist allerdings nicht gleichmässig – d.h. als ganzes Gebilde – in Bewegung, sondern bewegt sich walzenförmig fort. Man kann diese Wasserbewegung mit dem Fliessen von Lava vergleichen. Schaut man von oben (z.B. auf einer Brücke) auf das fliessende Wasser, so zeigt sich die rollende Wasserbewegung in einem „Aufquellen“ des Wassers. Für einen Schwimmer hat diese rollende Fliessbewegung (Strömung) zur Folge, dass er grössere Kräfte aufwenden muss, um sich an der Wasseroberfläche fortbewegen zu können. Das Schwimmen in einem Fluss ist also deutlich kräfteraubender als in einem See.
Diese Tatsache stellt für ungeübte Schwimmer eine Gefahr dar, vor allem, wenn ihnen dieses Phänomen nicht bekannt ist. Sie können schnell an ihre Leistungsgrenzen gelangen. Erschöpfung und Panik können die Folgen sein. Ein Fliessgewässer kann zudem Treibgut (z.B. Bäume, nasse Hölzer, Müll) mit sich führen. Durch eine Kollision mit solchen Gegenständen können bei Schwimmern Verletzungen verursacht werden.
Hohe Fliessgeschwindigkeiten können dazu führen, dass man im knie-/hüfttiefen Wasser das Gleichgewicht verliert und in Fliessrichtung wegkippt. Dies ist insbesondere dann gefährlich, wenn man mit den Füssen zwischen Steinen am Grund eingeklemmt ist, und man sich aufgrund des Wasserdruckes nicht selbst aufrichten kann. Es besteht Ertrinkungsgefahr! In flachen, schnell fliessenden Gewässern sollte man daher unbedingt in Rückenlage mit den Füssen voran und möglichst nah an der Wasseroberfläche schwimmen.
Strömungsgeschwindigkeit
Grundsätzlich kann man festhalten, dass die Strömungsgeschwindigkeit zunimmt, je mehr Wasser durch einen gegebenen Flussquerschnitt fliessen muss; oder umgekehrt, je kleiner der Flussquerschnitt ist, durch den eine gegebene Wassermenge fliessen muss. Höhere Strömungsgeschwindigkeiten haben in der Regel eine grössere Wassertiefe zur Folge, da es zu einer stärkeren Auswaschung des Flussbettes kommt. Neben natürlichen Faktoren (z.B. Regenmenge) kann die Strömungsgeschwindigkeit durch menschliche Eingriffe (z.B. Wasserbauwerke) beeinflusst werden. Die Strömungsgeschwindigkeit in einem Fluss ist nicht überall gleich. Die höchste Geschwindigkeit tritt an der Wasseroberfläche im Bereich des so genannten Stromstriches auf. Von der Wasseroberfläche zum Flussbett verringert sich die Geschwindigkeit. Auch bei Wasserbauwerken (z.B. Brücken) und in Flussbiegungen treten veränderte Strömungsgeschwindigkeiten auf.
Flussbiegungen
An der Aussenseite von Flussbiegungen kann man eine starke Zunahme der Strömungsgeschwindigkeit beobachten. An der Innenseite von Flussbiegungen ist die Strömungsgeschwindigkeit dagegen niedriger. Durch dieses Phänomen kommt es zu stärkeren Auswaschungen an der Aussenseite (das können mehrere Meter an Wassertiefe sein) und zu Ablagerungen von Geschiebe an der Innenseite, die Untiefen darstellen können.
Strömungsabriss
Im Allgemeinen besitzt das fliessende Wasser für einen Schwimmer – bis auf den zusätzlich aufzubringenden Kraftaufwand – zunächst kein grösseres Gefahrenpotential als das stehende Wasser. Gefährlich wird es immer dann, wenn es zu einem so genannten Strömungsabriss kommt. Hierunter versteht man das Auftreten von unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten, Strömungsrichtungen und Verwirbelungen. Diese Strömungsabrisse treten immer an Stellen auf, an denen das Wasser am natürlichen Weiterfliessen gehindert wird. In der Regel ist dies an Wasserbauwerken (Brücken, Hafeneinfahrten etc.) der Fall. Es entstehen die sogenannten Wirbel, auch Strudel genannt.
Buhnen
Buhnen sind Wasserbauwerke zur Stromregulierung. Sie bestehen aus angehäuften grossen Steinen und verringern künstlich die Flussbreite, wodurch eine höhere Strömungsgeschwindigkeit und ein Anstieg der Wassertiefe bewirkt werden. Hieraus resultiert eine tiefere Fahrrinne für die Schifffahrt, was den Einsatz grösserer Schiffe – auch in regenarmen Zeiten – ermöglicht. An den Buhnenköpfen entstehen so genannte Wirbel (Strudel). Diese sind vor allem für ungeübte Schwimmer gefährlich, weil die Wirbel überraschend auftreten können und die Schwimmer häufig keine Erfahrungen mit den Wasserbewegungen in Wirbeln haben. Dadurch kann es zu panischen Reaktionen kommen. Gerät man in einen solchen Wirbel, so sollte man „die Nerven behalten“ und sich treiben lassen (bei einem so genannten nicht gründigen Wirbel), bzw. wenn man nach unten gezogen wird (bei einem so genannten gründigen Wirbel), am Boden kräftig seitwärts wegtauchen. So kann man den Wirbel in der Regel wieder verlassen.
Ein weiterer Gefahrenpunkt resultiert aus der Tatsache, dass auf einer relativ kurzen Strecke starke Strömungsunterschiede auftreten. Zwischen den Buhnen existiert nur eine relativ geringe Strömung. Etwa an der gedachten Verbindungslinie zwischen den Buhnenköpfen kommt es dann plötzlich zu einer starken Zunahme der Strömung (die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses wirkt). Ein Schwimmer oder eine Luftmatratze können so sehr schnell abtreiben.
Ausserdem ist zu beachten, dass die Buhnen und der Grund in der Nähe der Buhnen oft aus grossen scharfkantigen Steinen bestehen, woraus eine erhebliche Verletzungsgefahr resultieren kann. Darüber hinaus sind nasse Steine schmierig und sehr glatt. Es besteht starke Ausrutschgefahr.
Wehre
Wehre sind Wasserbauwerke, die den Fluss auf seiner gesamten Breite stauen. Dadurch nimmt die Wassertiefe auf dem Flussabschnitt oberhalb des Wehres zu. Wehre dienen dazu, den Wasserstand zu regulieren und einen Fluss schiffbar zu machen. Ausserdem können sie dem Hochwasserschutz und der Energiegewinnung dienen. Die Gefahren resultieren aus den Strömungsverhältnissen vor (Verletzung durch Kollision) und nach dem Wehr (Überspülen und Sturz in die Tiefe, Walze, starke Verwirbelungen und Strömungen). Das Schwimmen in der Nähe von Wehren ist verboten. Ebenso sollte man sich mit Paddelbooten, Kanus, Ruderbooten und schwach motorisierten Sportbooten von Wehre fern halten. Die Boote müssen immer um die Wehre herumgetragen werden, wenn keine Schleuse oder Bootsrutsche vorhanden ist – auch wenn dies mühsam und lästig ist. Das Befahren von Wehren und Staustufen ist lebensgefährlich. Wehre stellen eine bedeutende Ursache für tödliche Kanuunfälle dar.
Schleusen
Schleusen sind „Aufzüge“ für Schiffe. Sie ermöglichen den Schiffen das Überwinden von Höhenunterschieden im Landschaftsprofil. An Fliessgewässern bilden Schleusen in der Regel eine Einheit mit Wehren (Stauhaltungen). Das Schwimmen an bzw. in Schleusen ist grundsätzlich verboten.
Brückenpfeiler
An Brückenpfeilern treten spezielle Strömungsverhältnisse auf. Am Kopf des Brückenpfeilers staut sich das anfliessende Wasser und strömt dann mit hoher Geschwindigkeit seitwärts am Pfeiler vorbei. Unterhalb des Brückenpfeilers kommt es dann zu Verwirbelungen des fliessenden Wassers.
Das Springen von Brücken ist lebensgefährlich
Der Brückenspringer erreicht sehr hohe Aufprallgeschwindigkeiten: Sprung aus 5 Meter Höhe: etwa 35 km/h, Sprung aus 10 Meter Höhe: etwa 50 km/h und Sprung aus 15 Meter Höhe: etwa 60 km/h.
Ein ungünstiger Aufprall auf die Wasseroberfläche (vor allem mit dem Rücken) kann erhebliche Verletzungen verursachen (Knochenbrüche, kurz- oder langfristige Bewegungsunfähigkeit, was im Wasser besonders gefährlich ist).
Unsichtbare Unterwasserhindernisse (Treibgut wie nasse Hölzer oder Plastiktüten, Stangen, Seile etc.) können vorhanden sein.
Eine Kollision mit solchen Hindernissen kann ebenfalls zu erheblichen Knochenverletzungen führen. Insbesondere bei hohen Brücken ist die Wassertiefe meist nicht ausreichend, um ein Aufprallen auf den Grund zu verhindern.
Gefahren durch den Schiffsverkehr (Überfahren und Draufspringen).
Hafeneinfahrten und Flussmündungen
Im Bereich von Hafeneinfahrten kommt es zu einem Strömungsabriss stromaufwärts der Einfahrt. Es entsteht ein grosser kreisförmiger Wasserstrom in das Hafenbecken. An Flussmündungen entstehen in der Regel nur Verwirbelungen beim Zusammenfluss der Wassermassen.
Das Schwimmen im Bereich von Hafenanlagen ist aufgrund des starken Schiffsverkehrs grundsätzlich verboten, weil die Schiffsführer eine schwimmende Person nicht erkennen können, da sie sich nur mit dem Kopf über Wasser befindet und dieser vom Wasser kaum zu unterscheiden ist.